Festakt zum 50-jährigen Jubiläum
Freitag, den 20. Januar 2023, 18 Uhr
im Kapitelsaal und Refektorium des Klosters Walkenried.
Impressionen
Redebeiträge
Jubiläumsrede des 1. Vorsitzenden Wolfgang Asche
Guten Abend sehr geehrte Gäste, herzlich willkommen im Kapitelsaal des Klosters Walkenried.
Ich freue mich sehr, dass sie so zahlreich unserer Einladung gefolgt sind. Wir wissen das sehr zu schätzen und ihre Anwesenheit ehrt uns sehr. Ein 50 Jähriger Vereinsgeburtstag ist ein besonderer Anlass, zumal hier bemerkenswertes ehrenamtliches bürgerschaftliches Engagement gewürdigt wird.
Wir haben heute nur Ehrengäste unter uns, trotzdem möchte ich einige Gäste besonders begrüßen.
Ich beginne mit den Hausherren der Klosteranlage, der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz. Herr Präsident Ulrich Markurth und Frau Direktorin Frye-Grunwald, schön, dass sie heute bei uns sind.
Es ist mir eine große Freude Frau Frauke Heiligenstadt als Mitglied des Dt. Bundestages in unserer Mitte begrüßen zu dürfen.
Ein ganz herzliches Willkommen gilt der Landesbeauftragten für die regionale Landesentwicklung Braunschweig, Frau Dr. Ulrike Witt
Ich freue mich, dass die Herren Landräte Marcel Riethig und Dr. Alexander Saipa bei uns sind. Schön das auch die stv. Landrätin Frau Bärbel Diebel-Geries bei uns ist.
Ich begrüße den Bürgermeister der Gemeinde Walkenried, Herrn Lars Deiters, den Bürgermeister der Stadt Braunlage, Herrn Wolfgang Langer, den stv. Bürgermeister der Stadt Bad Sachsa, Herrn Lutz Rockendorf sowie die Ortsbürgermeister Michael Reinboth, Martin Neulen und Klaus-Erwin Gröger
Ich freue mich das auch einige Kreistags- und Ortsratsmitglieder Zeit gefunden haben, heute bei uns zu sein.
Ein herzliches Willkommen gilt Herrn Propst Jens Höfel von der der Propstei Bad Harzburg, zu der die Kirchengemeinde Walkenried gehört. Herr Pfarrer Reinhard ist heute leider dienstlich verhindert.
Ich freue mich, dass Herr Direktor Gerhard Lenz von der UNESCO Welterbestiftung bei uns ist.
Ich begrüße vom Niedersächsischen Landesamt für Denkpflege die Herren Dr. Marcus Blaich und Clemens Ludwig
Liebe Frau Dr. Dagmar Schlapeit-Beck, ich begrüße sie sehr herzlich als Vertreterin des Landschaftsverbandes Südniedersachsen.
Ich heiße die Direktorin des Zisterzienser Klostermuseums Frau Wendy Eixler herzlich willkommen.
Ich freue mich das Landrat a.D. Klaus Liebing als Vorsitzender des Beirates der Kreuzgangkonzerte unter uns ist.
Ein herzliches Willkommen gilt den anwesenden treuen Sponsoren der Kreuzgangkonzerte und vielen Dank für Ihr Engagement
Ich begrüße die Vertreter der örtlichen Vereine, die Mitglieder des Förderkreises, die Vertreter der Presse und alle weiteren Gäste.
Meine Damen und Herren,
es ist uns gelungen eine namhafte Persönlichkeit, die auch seit vielen Jahren Mitglied unseres Vereines ist, für einen Festvortrag zu gewinnen. Sehr geehrter Herr Regierungspräsident a.D. Herr Professor Dr. Axel Saipa, seien sie ganz herzlich willkommen. Ebenso herzlich begrüße ich Ihre Gattin. Danke, dass Sie sich bereit erklärt haben diese Veranstaltung zu bereichern. Wir sind alle sehr gespannt auf ihre Ausführungen.
Den musikalischen Rahmen unserer Festveranstaltung gestaltet das Trio Magos. Wir hörten zu Beginn den 2. Satz aus dem Kegelstatt-Trio von Wolfgang Amadeus Mozart.
Bedauerlicherweise kann unser Vorstandsmitglied Wolfgang Probst krankheitsbedingt nicht bei uns sein. Das ist sehr schade, denn er ist seit 50 Jahren aktiv im Vorstand des Förderkreises tätig und ist Gründungsmitglied. Er hat mich gebeten Ihnen seine besten Grüße auszurichten. Wünschen wir ihm gute Besserung.
Lassen sie mich nun kurz auf die Geschichte und die Aktivitäten des Förderkreises eingehen.
Meine Ausführungen will ich mit einem der Leitsprüche der Zisterzienser beginnen:
Die Tür steht offen-das Herz weit mehr.
Ich weiß nicht wie es Ihnen geht, wenn Sie auf dem Klostervorplatz stehen und diese Klosteranlage mit dem Hohen Chor betrachten. Da trifft der Leitspruch „ Die Tür steht offen-das Herz weit mehr“ voll und ganz zu. Es ist da eine große Freude dieses beeindruckende Ensemble in einem so guten Zustand zu sehen. Und da ist auch Stolz einen so wertvollen historischen Schatz hier in der Region zu haben. Es schwingt aber auch viel Respekt, Bewunderung und Wertschätzung für die Altvorderen mit, die diese Anlage errichtet haben. Ganz zu schweigen von den bemerkenswerten Leistungen die dieser Orden in seiner Blütezeit geschaffen hat. Klöster sind Orte der Geschichte, der Erinnerung und der Tradition.
Ich denke, dass es damals, 1972, den Walkenrieder Bürgern ähnlich erging. Ihr Wahrzeichen präsentierte sich zwar in einem sehr schlechten baulichen Zustand, trotzdem waren da auch ein gewisser Stolz und eine große Portion Identifikation. Man lebte mit dem Kloster und war sich dessen Erbe und der daraus resultierenden Verantwortung wohl bewusst. Als in der Bevölkerung bekannt wurde, dass die Verantwortlichen Behörden aus Sicherheitsgründen den Abriss des Hohen Chores verfügt hatten, kam viel Unmut und Unverständnis auf. Es hagelte Kritik und diese kanalisierte sich überwiegend bei dem damaligen Prior des Klosters, Frater Siegmund. Gemeinsam mit den Herren Karl Helbing jun. und Wolfgang Probst ergriffen sie die Initiative und entwickelten die Idee, einen Förderkreis zu gründen, der sich für den Wiederaufbau des Hohen Chores und der Inwertsetzung der gesamten Klosteranlage einsetzen sollte.
Zügig wurde eine Satzung erarbeitet und genügend Mitstreiter gefunden um die Idee in die Tat umzusetzen. Am 20. Januar 1973, also vor genau einem halben Jahrhundert, fand die Gründungsversammlung statt. Es begann zunächst mit einem Gottesdienst im Kapitelsaal, denn der Termin der Vereinsgründung fand exakt am 844. Gründungstag des Klosters Walkenried statt.
Im Hotel Klosterhof wurde die Veranstaltung dann mit der erfolgreichen Vereinsgründung fortgesetzt. Intensive Diskussionen gab es um den Vereinszweck. Denn es gab damals Visionäre die über den Wiederaufbau und die Inwertsetzung der Klosteranlage hinaus dachten. Was soll eigentlich nach der Restaurierung in der restaurierten Anlage passieren, wie soll wieder Leben ins Kloster gebracht werden? Der Vereinszweck wurde damals schon zukunftsorientiert in der Satzung fixiert. Der Verein startete mit 22 Mitgliedern. Die Vorstandswahlen erfolgten einstimmig und der damalige Oberkreisdirektor des Landkreises Osterode, Karl Friedrich Böttcher wurde zum 1. Vorsitzenden gewählt. Erster Stellvertreter war Oberarchivar Dr. Deeters und 2. Stellvertreter und Schatzmeister Wolfgang Probst.
Die Wahl von Friedrich Karl Böttcher zum 1. Vorsitzenden kann als einzigartiger Glücksfall bezeichnet werden. Mit großem Engagement und mit seinen Möglichkeiten und Vernetzungen in Politik und Behörden gelang es in wenigen Jahren die Bausubstanz zu sichern und den Hohen Chor in seiner heutigen Form wieder zu errichten. Die gesamte Klosteranlage wurde umfassend saniert und nutzbar gemacht. Dafür gebührt, Herr Böttcher, ein außerordentlicher Dank. Der Dank gilt aber ebenso auch dem Eigentümer der Klosteranlage, der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz.
Bereits in den 80er machte man sich im Förderkreis Gedanken wie man die nun wieder erstrahlte Immobilie nutzen könnte. Unter ihrem Vorsitzenden K.F. Böttcher entwickelte der Förderkreis die Idee, an eine alte Tradition von Konzerten im Kloster anzuknüpfen. Aus den 30er Jahren ist bekannt, dass in den Sommermonaten unregelmäßig Mitternachtskonzerte bei Fackelschein stattfanden. Die Reihe der Kreuzgangkonzerte war geboren und hat sich seitdem zu einer festen Größe in der Region entwickelt. Die Strahlkraft reicht jedoch weit über die Region hinaus. Rund 5000 Besucher aus nah und fern erfreuen sich an rd. 20 Veranstaltungen pro Jahr.
Der Förderkreis war quasi Ideengeber, Veranstalter und finanzieller Förderer, Herr Böttcher der erste Intendant der Konzertreihe. Später übernahm dann der Landkreis Osterode die Veranstalterrolle. Seit 2015 ist die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz Träger der Konzertreihe, dafür sind wir sehr dankbar. Um die hochkarätigen Veranstaltungen durchzuführen braucht es verlässliche Partner. Gemeinsam mit der Stiftung, dem Landkreis Göttingen, der Landschaft Südniedersachsen und zahlreichen Sponsoren aus der Region gelingt es uns Jahr für Jahr ein attraktives und anspruchsvolles qualitativ hochwertiges Programm anzubieten. Ich danke Ihnen allen für Ihre großzügige Unterstützung. Mein Dank gilt auch dem Beirat der Kreuzgangkonzert, lieber Klaus Liebing, und dem künstlerischen Leiter, Herrn Krause. Nicht vergessen möchte ich die zahlreichen treuen Konzertbesucher.
Der Förderkreis Kloster Walkenried ist ein Verein mit aktuell 130 Mitgliedern und finanziert sich aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden. Diese Gelder setzen wir vielfältig im Kloster ein. Ein Kreuzgangkonzert pro Spielzeit wird von unserem Verein gesponsert. Mit unserer finanziellen Unterstützung konnten in den letzten Jahren diverse Investitionen getätigt werden um die Durchführung der Kreuzgangkonzerte zu optimieren. Zu nennen wären unter anderem ein Konzertpodium, eine Bildübertragungsanlage oder zusätzliche Strahler. Bei der Neubestuhlung des Kreuzganges haben wir uns ebenso finanziell beteiligt wie an der Erneuerung von Sitzen auf der Außentribüne.
Mit der Evangelischen Kirchgemeinde pflegen wir eine gute und einvernehmliche Zusammenarbeit. Herr Pfarrer Reinhard ist im Vereinsvorstand kraft Amt aktiv. 2017 konnte hier im Kapitelsaal dank der Großzügigkeit der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz eine neue maßgeschneiderte Bente-Orgel installiert werden. Ein Geschenk für die Kirchengemeinde und eine kulturelle Bereicherung. Der Förderkreis hat sich an dieser Investition finanziell beteiligt.
Das Klostermuseum zieht seit vielen Jahren aufgrund seiner außergewöhnlichen Qualität Besucher von nah und fern an. Wir sind dankbar für die großartige Arbeit die hier geleistet wird und sehr glücklich über die gute Zusammenarbeit. Zur besseren zielgruppenorientierten Vermittlung der Inhalte hat der Förderkreis in den letzten Jahren das Museum durch die Anschaffung von diversen Utensilien wie Kinder-Mönchskutten, Schreibpulte, einen Museumskoffer uvm unterstützt.
Sehr gefreut haben wir uns, dass das erste Weltkulturerbezentrum im Harz hier in Walkenried eröffnet wurde. Dieses kulturell, historisch und touristische Highlight der Extraklasse in Südniedersachsen, Nordthüringen und Süd-Sachsen-Anhalt erfährt damit eine weitere Aufwertung. Danke Herr Direktor Lenz das Sie immer für uns Ansprechpartner sind und das wir auch schon diverse Vortragsveranstaltungen gemeinsam mit Ihnen in Walkenried durchführen konnten.
Ich will die vielfältigen Aktivitäten des Förderkreises nicht im Einzelnen aufzählen. Die Erstellung einer CD mit einem virtuellem Rundgang durch das wiederaufgebaute Kloster und die Reproduktion des Raphonaltars möchte ich jedoch noch ausdrücklich erwähnen.
Im Jubiläumsjahr sind diverse weitere Aktivitäten geplant.
Gemeinsam mit der Kirchengemeinde veranstalteten wir breits ein bemerkenswertes Konzert mit „WalkenriedConsort“ hier im Kapitelsaal am 08. Januar dieses Jahres.
Sehr spannend wird der Vortrag von Herrn Dr. Blaich über die Ausgrabungen um das Kloster und in Walkenried im Allgemeinen. Insider meinen, dass die Geschichte Walkenrieds neu geschrieben werden muss.
Die Einweihung eines Bronzemodells der Klosteranlage im Rahmen der Eröffnung des Walkenrieder Erkenntnisweges stellt im Sommer einen weiteren Höhepunkt dar. Auch hier hat sich der Förderkreis finanziell beteiligt. Eine nicht unerhebliche Summe zur Realisierung dieser Bronze hat aber auch ein privates Förderkreismitglied eingebracht.
Eine Veranstaltung der Kreuzgangkonzerte wird auch in diesem Jubiläumsjahr von unserem Förderkreis unterstützt. Das Programm der diesjährigen Kreuzgangkonzerte wird in wenigen Wochen erscheinen.
Meine Damen und Herren, 50 Jahre Förderkreis Kloster Walkenried heißt auch 50 Jahre ehrenamtliches Engagement. Ich danke allen die sich für unser Kloster interessieren, sich einsetzen und sich hier engagieren, Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Bürgerschaft- lassen sie nicht nach in ihrer Unterstützung. Das Zisterziensterkloster Walkenried –so wie es heute aufgestellt ist, ist ein Alleinstellungsmerkmal in unserer Region und weit darüber hinaus. Dafür lohnt es sich Verantwortung zu übernehmen.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
Ich bitte Sie nun um Ihre Aufmerksamkeit für die Grußworte.
Als Hausherr spricht zunächst die stellvertretene Direktorin der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, Frau Frye-Grunwald zu uns
Es folgt der Landrat des Landkreis Göttingen und Mitglied im Förderkreis Herr Marcel Riethig.
Als Vertreter der Kirchgemeinde wird der Propst der Propstei, Herr Jens Höfel sein Grußwort überbringen.
Herr Direktor Gerhard Lenz von der Stiftung Weltkulturerbe im Harz hat sich ebenfalls bereit erklärt zu uns zu sprechen.
Der Bürgermeister der Gemeinde Walkenried, Herr Lars Deiters, Kraft Amt Vorstandsmitglied im Förderkreis beendet dann die Reihe der Grußworte.
Vielen Dank meine Herren für Ihre freundlichen Worte. Gerade im Ehrenamt ist es wichtig entsprechend Anerkennung zu finden.
Freuen wir uns nun auf den Liebesgruß „Salut dámour“ von Edward Elgar, gespielt vom Trio Magos
Meine Damen und Herren,
Wir freuen uns sehr das Herr Regierungspräsident Professor Dr. Saipa sich bereit erklärt hat den Festvortrag zu unserer Jubiläumsveranstaltung zu sprechen. Herr Prof.Dr. Saipa war nach Stationen als Stadtdirektor in Lehrte und Oberkreisdirektor von Goslar von 1998 bis 2003 Regierungspräsident des ehemaligen Regierungsbezirks Braunschweig und damit auch für Walkenried zuständig. Er hat Lehraufträge an der juristischen Fakultät Hannover und an der Technischen Universität Clausthal. Diese ernannte ihn zum Honorarprofessor. Sein juristisches Wissen bringt er in weiteren Tätigkeiten ein, darunter auch in zahlreichen Ehrenämtern. Für sein Engagement für die Völkerverständigung wurde er mit dem Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Herr Prof. Dr. Saipa ist seit vielen Jahren Mitglied im Förderkreis Kloster Walkenried.
Ich bitte Sie nun um Ihre Aufmerksamkeit für den Festvortrag „Die Bedeutung des Klosters Walkenried“ von Herrn Regierungspräsident a.D. Prof. Dr. Axel Saipa.
Vielen Dank Herr Prof. Dr. Saipa für ihre interessanten Ausführungen.
Ich darf sie nun um ihre Aufmerksamkeit für das Trio Magos bitten. Wir hören nun ein Stück des zeitgenössischen Komponisten Nino Rota, das Allegrissimo aus dem Trio für Klarinette, Cello und Piano. Viel Vergnügen
Ich bedanke mich sehr herzlich, dass sie alle unsere Jubiläumsveranstaltung bereichert haben. Ein besonderer Dank gilt den Redner für Ihre Beiträge. Dank aber auch an das Klostermuseum und die Kirchgemeinde, dass wir hier zu Gast sein dürfen.
Danke Trio Magos für die musikalische Umrahmung. Maxi Hennemann Klarinette, Goun Kim Piano und Sebastian Hennemann Cello.
Ich darf sie nun zu einem Umtrunk in das Refugium einladen.
Ganz nach dem Motto der Heiligen Teresa von Avila
„Tue Deinem Leib Gutes, damit die Seele Lust hat darin zu wohnen.“
Vielen Dank das Sie bei uns waren und später dann einen guten Heimweg.
Festvortrag von
Prof. Dr. iur. Axel Saipa, LL.M. (Berkeley, U.S.A.)
Regierungspräsident a.D.
50 Jahre Förderkreis Kloster Walkenried und die Bedeutung des Klosters Walkenried
Als Wilfried Ristau Ende Oktober 2022 bei mir anrief, weil er mich um einen Festvortrag zu den Themen „50 Jahre Förderkreis Kloster Walkenried“ und „Die Bedeutung des Klosters Walkenried“ bitten wollte, konnte ich sehr schnell zusagen. Denn alles, was sich um Kloster Walkenried rankt, hat mich seit meinem Dienstantritt als Regierungspräsident in Braunschweig immer wieder begeistert und es hat mich zuvor als Oberkreisdirektor in Goslar auch schon stark angezogen, gerade auch deshalb, weil ich zwar von der Gotik gehört hatte, aber nicht näher mit dieser Sehenswürdigkeit vertraut war. Als der Anruf kam, war ich gerade mit einem Aufsatz zur Verwaltungsreform beschäftigt, in dem es u.a. darum gehen sollte, warum die öffentlich-rechtlichen Stiftungen im Bezirk Braunschweig, nämlich die Braunschweig Stiftung und der bekanntere Braunschweigische Kloster- und Studienfonds bis zum Inkrafttreten des Gesetzes über die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz
zum 1. Januar 2004 separat von der damaligen Bezirksregierung verwaltet wurden. Der Freistaat Braunschweig, dem die Stiftungen gehörten, endete mit dem Inkrafttreten der Britischen MilitärregierungsVO Nr. 55 am 1. November 1946, durch die das Land Niedersachsen gegründet wurde. Das alte Staatsministerium wurde zum Verwaltungs- bezirk Braunschweig und der im Dezember gewählte Ministerpräsident Hinrich Wilhelm Kopf, von den Briten vorgeschlagen, regelte – ganz schnell und kurz gefasst – in einem Organisationserlass, dass der damalige Verwaltungspräsident Sachwalter der beiden Stiftungen sein sollte. Der Behördenchef wurde also zum Mäzen von Amts wegen und ich kam nach 1998 als Regierungspräsident selbst in diese ausgesprochen angenehme Funktion, neben dem Verwaltungsalltag Denkmal und Kultur in Walkenried fördern zu können.
Die genannten Stiftungen sind heute in der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz aufgegangen, die Bezirksregierung gibt es nicht mehr und einen Regierungspräsidenten als Mäzen auch nicht.
Aber das Kloster Walkenried, das gibt es noch, dem Himmel sei Dank.
Als reichsunmittelbare Zisterzienserabtei 1127 von Adelheid von Klettenberg gegründet, blickt die gotische Klosteranlage auf 900 Jahre einer eindrucksvollen Geschichte zurück. Das Land der 1074 zerstörten Reichsburg Sachsenstein war der ideale Platz für das Kloster mit der gesicherten Wasserversorgung durch die Wieda, die landwirtschaftliche Nutzung und die Möglichkeit zur Beteiligung im Bergbau und Hüttenwesen. Walkenrieds Mutterkloster ist die Abtei Kamp am Rhein von 1123. 1137 erkannte Papst Innozenz II. Walkenried an. Nur wenige Jahre später, nämlich 1145, wurde im Braunschweigischen ein weiteres Zisterzienserkloster gegründet, das in Riddagshausen. Weitere Zisterzienser-Gründungen erfolgten in Schmölln und Eisleben. Zum Beweis jedoch der Bedeutung von Walkenried nenne ich hier: Im 12.
Jahrhundert die Bestätigung der Klosterstiftung 1129 durch Kaiser Lothar, 1144 den Beginn der wasserwirtschaftlichen Arbeiten der Mönche, 1193 Heinrich der Löwe nach einem Reitunfall als Patient, im 13. Jahrhundert 1218 die Abnahme der Beichte des sterbenden Kaisers Otto IV. durch den Abt von Walkenried und 1280 nach 80 Jahren Bauzeit die Fertigstellung der gotischen Klosterkirche; die Zahl der Mönche lag bei 80, die der Laienbrüder bei 180 Personen. Im 14. Jahrhundert gibt es Auseinandersetzungen mit lokalen Fürsten und um 1350 kommt das Montanwesen zum Stillstand. Im 15. Jahrhundert gewinnen die Landgrafen von Thüringen, die Herzöge von Sachsen und die Markgrafen von Meißen die Schutzbefugnis über Walkenried und die schon gut 150 Jahre zuvor in Streitigkeiten mit dem Kloster in Erscheinung getretenen Grafen von Honstein werden 1487 Schirmvögte des Klosters. Im 16. Jahrhundert erfasst der Bauernaufstand von Thomas Müntzer das Kloster, wirtschaftliche Veränderungen finden statt und – sehr einschneidend – 1546 treten die wenigen Mönche zum Luthertum über und verlassen damit die Herkunft und Tradition des Klosters, das ja zu dem Reformorden der Zisterzienser gehörte – man denke nur an „Cisterium“, französisch Citeaux 1098 in Burgund, La Ferté, Morimond und Clairvaux. Die Zisterzienser waren der mittelalterliche Reformorden schlechthin, in dem man sich gegen die Verweltlichung
des Benediktinerordens wandte und die benediktinische Ordensregel „ora et labora“ revitalisieren wollte.
Im 17. Jahrhundert gerät Walkenried in die Auswirkungen des 30jährigen Krieges, wird dann als Amt Walkenried ein Verwaltungssitz und muss es ertragen, dass die gotische Klosterkirche ab 1672 als Steinbruch genutzt wird, gute 150 Jahre lang. Das 19. Jhdt. ist für Walkenried eine Epoche der denkmalspflegerischen und baulichen Renaissance; daneben bilden Natur und gotische Ruinen ein „Malerparadies“ wie es der Karlsruher Akademiedirektor K.F. Lessing nannte, zitiert in einer sehr schönen Broschüre, die die Bilder von sechs Malern der Romantik vorzüglich wiedergibt. Ein kluges Verbot der Regierung in Braunschweig von 1817 verhindert den weiteren Abriss der Ruine. Die Vollendung dieser Renaissance im 19. Jahrhundert vollzieht sich schließlich im 20. Jahrhundert.
Man kann mit Fug und Recht sagen, im 20. Jahrhundert wurde das Juwel Kloster Walkenried wieder entdeckt. Archäologische Grabungen, ein Besuch des Herzogs Ernst August von Braunschweig (1917), die Gründung der Braunschweig Stiftung 1936, die Eigentümerin der Klosteranlage wird, etliche bauliche Maßnahmen
und schließlich die Übertragung der Trägerschaft an den Landkreis Osterode sind die Impulse, die die Klosteranlage Walkenried zu einem neuen kulturellen Leben ertüchtigten. Ab 1977 beginnt der Landkreis mit den Sanierungs- arbeiten, so dass 1980 neben anderen baulichen Maßnahmen denkmalsgerechte Bleiglasfenster und eine Warmluftheizung im Kreuzgang eingebaut wurden. Damit entstand die Chance, kulturelle Angebote in diesem wirklich herrlichen Kreuzgang zu machen – gleichsam die Geburtsstunde der Kreuzgangkonzerte. Seit 1989 ragt die Chorruine wieder in den Himmel und 2006 konnte die gotische Klosteranlage eröffnet werden, die 2010 in das UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen wurde.
Einige Persönlichkeiten müssen im Zusammenhang mit der Entwicklung in Walkenried genannt werden: Der frühere Oberkreisdirektor Friedrich Karl Böttcher, der bis zu seiner Pensionierung 1999 tatkräftig und engagiert die Wiederbelebung Walkenrieds geleitet hat, sein Baudirektor Günter Jentsch, Wilfrid Ristau, Klaus Liebing, Karl Helbing, Fritz Reinboth, Justus Traut, Werner Emmelmann, Kirchenrat Querfurth und die Eheleute Tischner, stellvertretend für viele, und Prof. Dr. Reinhard Roseneck, erfahrener Denkmalsschützer, Initiator des Weltkulturerbes Altstadt Goslar/Bergwerk Rammelsberg/Oberharzer Wasserregal und „spiritus rector“ in Walkenried.
Als ich 1992 zum Oberkreisdirektor in Goslar gewählt worden war, führte mich mein erster Besuch zu meinem Nachbar-Kollegen Friedrich Karl Böttcher. Ich hatte ihn in meiner
Referendarstation beim NLT 1971 schon kennen gelernt. Ein interessanter und interessierter Hauptverwaltungsbeamter, gebildet, kenntnisreich und kollegial, trat mir entgegen, und als er mir erzählte, er spiele Flöte und ich ihm sagen konnte, dass ich seit meinem 14.
Lebensjahr Trompete spielte, entstand eine große Sympathie, die sich dienstlich auswirkte und die uns vor allem auch in den vielen Gremien half, in denen wir in Sachsen-Anhalt und Thüringen nach der Wende mitarbeiten mussten.
Es war mir 1999 eine Ehre, dem Kollegen Friedrich Karl Böttcher zum Ruhestand das Große Niedersächsische Verdienstkreuz zu überreichen, das ihm der
Ministerpräsident verliehen hatte. In diesem Jahr 1999 begann Friedrich Karl Böttcher eine neue Karriere: Er wurde Intendant der Walkenrieder Kreuzgangkonzerte, die er bis 2014 betreute, weiterentwickelte und zu beachtlicher musikalischer Bedeutung brachte. Dieses kulturelle Glanzlicht im Braunschweigischen, wie man es im Internet lesen kann, lässt seit 2015 Thomas Krause als sein Nachfolger und künstlerischer Leiter zusammen mit dem Beirat eindrucksvoll strahlen.
Die besondere Logik des Umgangs mit Walkenried wird erkennbar: Ab 1980 wurden unter der Regie von Friedrich Karl Böttcher die Baumaßnahmen begonnen, die die Realisierung der kulturellen Nutzung überhaupt erst ermöglichten, also das Glanzlicht Walkenried kreierten. In diesem Kontext geht es auch um Reinhard Roseneck. Während meiner Goslarer Zeit trafen wir uns im Aufsichtsrat der Rammelsberg-Gesellschaft und ich konnte erleben, wie Roseneck sich neben vielen Aktivitäten – ich nenne nur Weltkulturerbe, Oberharzer Wasserregal - auch um Walkenried kümmerte, bei dem ihm das Wort „Weißer Konzern“ so gefiel und wo er 2006 die Einweihung des Zisterzienser-Museums feiern konnte, das bundesweite Bedeutung erlangte. 2003 traf ich Roseneck, diesen talentierten und
engagierten Denkmalspfleger noch einmal bei der Regierung in Braunschweig; sein Tod 2012 riss eine große Lücke in den Kreis gesellschaftlich und historisch unentbehrlicher Denkmalspfleger.
Im Kreuzgang eines Jahrhunderte alten Klosters, gegen Ende des letzten Jahrhunderts beispielhaft renoviert, kulturelle Programme zu präsentieren, war Friedrich Karl Böttchers Intention, als er Intendant wurde. Gern erinnere ich mich daran, wenn ich aus Goslar, später aus Braunschweig und zuletzt aus der Region Hannover zu den Eröffnungskonzerten nach Walkenried kam und der Kollege Böttcher in der festlichen Vorfreude, die uns alle erfasst hatte, in profunden Referaten die Werke kommentierte, die präsentiert wurden. Seine
musikalische und musikhistorische Begeisterung übertrug sich auf alle Teilnehmer und geleitete uns, wenn wir in den festlich erleuchteten Kreuzgang gingen. Diese kulturellen Angebote im historischen Ambiente förderten immer wieder die heutige Bedeutung des Klosters Walkenried.
Bei einem der attraktiven Konzerte mit dem Staatsorchester aus Braunschweig konnte ich in der Pause in einem Kreis um den amtierenden Landrat Klaus Liebing die Frage stellen, wie man auf die zum 1. November 2016 vorgesehene Fusion des Landkreises Osterode mit dem Landkreis Göttingen reagieren werde und ob es in dem Fusionsvertrag auch Garantien für die Kreuzgangkonzerte gebe. Schnell kamen wir zu dem Ergebnis, dass nachgebessert werden musste. Mit einem Brief wandte ich mich an den damaligen Landrat Bernhard Reuter, die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz und maßgebliche Politiker im ehemaligen Regierungsbezirk Braunschweig, in dem ich auf der Basis meiner Erfahrungen mit Walkenried darauf hinwies, dass die Kreuzgangkonzerte und anderen kulturellen Angebote nicht in der erkennbaren Vielzahl kultureller Angebote des Landkreises Göttingen untergehen dürften. Wie wir alle wissen, kam es dann dazu, dass die Kreuzgangkonzerte von der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz übernommen wurden und so das kulturelle Highlight für die Region gesichert wurde.
Mit dem Begriff „Highlight“, meine Damen und Herren, leite ich über zu dem Thema „50 Jahre Förderkreis Walkenried“, der am 21. Januar 1973 gegründet wurde. Das Ziel dieser Gründung war – Zitat – „die Wiederherstellung des Hohen Chores und der Klosterruine sowie der gesamten Bausubstanz sämtlicher historischer Klausurgebäude zu erreichen“. Der Landkreis Osterode als Bauaufsichtsbehörde hatte bereits die Baufälligkeit des Chores festgestellt. Der Förderkreis plante kulturelle Veranstaltungen und die Mitwirkung bei den Walkenrieder Kreuzgangkonzerten, also die Intensivierung des Kulturangebotes im Südharz als Ziel. Menschen, die noch vor Jahren glaubten, Walkenried läge in der DDR, weil ab 1945 hier die Grenzstation zur DDR war, waren von der Strahlkraft des kulturellen Angebotes begeistert. Aus der sehr großen Liste der gastierenden Künstler nenne ich, wissend, dass ich sie nicht im entferntesten alle erwähnen kann, nur einmal Hermann Prey, Thomas Quasthoff, Ludwig Güttler, Elke Heidenreich. Ulrike Kriener, Giora Feldmann, das Staatsorchester Braunschweig und die Bläsersolisten des Gewandhausorchesters Leipzig, Katharina Thalbach und jüngst Till Brönner. Das sind nur einige aus der langen Liste im Internet. Die Diversifizierung des Programms wird von der Intendanz und dem Beirat
phantasiereich betrieben und bis zu 5.000 Besucher pro Saison sind eine hervorragende Resonanz und Akzeptanz. Und, meine Damen und Herren, das kulturelle Angebot hat nach meinem Eindruck auch eine Optimierung der gastronomischen Möglichkeiten um das Juwel Walkenried herum nach sich gezogen. Auf dem klösterlichem Boden einer früheren Lateinschule, auf dem wir stehen, sage ich einmal in Abwandlung eines studentischen lateinischen Spruches „plenus venter audit musicam libenter“.
Unabhängig von Musik oder Literatur bietet die gesamte Anlage ja auch die Möglichkeit, das Zisterzienser-Museum zu besuchen, das die Stiftung Welterbe trägt, und im Herrenhaus der ehemaligen Domäne gibt es das Welterbe-Infozentrum. In der südöstlichen Teilregion Niedersachsens hat sich – so muss man das analysieren – um das revitalisierte Zisterzienser- Kloster herum ein höchst abwechslungs- reiches Programm-Angebot entwickelt, oder besser gesagt, es wurde von engagierten Kommunalpolitikern
entwickelt, das die Attraktion dieses Teils des Landes
deutlich steigert. Kulturelle Angebote, nicht aus einer großen Stadt, sondern aus einer landschaftlich eindrucksvollen Region heraus, kann es aber nicht ohne Förderer und Sponsoren geben. Denn Kultur kostet auch Geld. Das kommt aus den Eintrittsgeldern und von Sponsoren. Seit 2015 ist die Trägerschaft für die Kreuzgangkonzerte, ich hatte das schon erwähnt, vom damaligen Landkreis Osterode übergegangen auf die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz. Neben dieser vermögenden Stiftung (lt. Vier Viertel Kult, Herbst 2022, S. 58, 59 verfügt die Stiftung BS Kulturbesitz über ein Vermögen von 200 Mio EUR beim Kloster- und Studienfonds und 80 Mio EUR bei der Braunschweig Stiftung) sind Sponsoren zu erwähnen, die ich hier gern alle genannt hätte, deren Liste aber zu lang ist.
Allen Förderern und Sponsoren sind der Förderkreis, die Konzertleitung und das Publikum zu einem tief empfundenen Dank verpflichtet.
Die wegweisende Entscheidung der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, bei einer verwaltungspolitisch indizierten Fusion zweier Landkreise eine regional wichtige und kulturell einmalige Tradition wie die Kreuzgangkonzerte in Walkenried durch die Übernahme der Verantwortung zu garantieren, verdiente eine gesonderte Laudatio, also ein hohes Lob, und die Tradition von Musik, Literatur, Kunst und Denkmalspflege, von dem Haus der Weißen Mönche in Walkenried ausgehend, dürfen und müssen die Verantwortlichen vor Ort regionalpolitisch, kulturpolitisch und gesellschafts- politisch wie in der Vergangenheit, so
auch in der Zukunft pflegen und wahren. Sie müssen mit kreativer Phantasie das Kloster Walkenried als bald 1000 Jahre altes Denkmal europäischer Geistesgeschichte und
das kulturelle Angebot auf seinem historischen Boden
als ein Highlight in Südost-Niedersachsen publik machen und für seinen Besuch werben. Niedersachsen kann stolz darauf sein, auf historischem Boden in Walkenried ein museales und kulturelles Angebot machen zu können, das - eingebunden in seinen Weltkulturerbe- Charakter – von herausragender Bedeutung ist.